Vor dem Zweiten Weltkrieg waren auf dem Territorium Nordostpreussens mehr als 200 Kirchen in Berieb; ungefaehr 60 davon wurden im 13. - 14. Jahrhundert errichtet. Das waren hauptsaechlich lutherische Kirchen. Es gab auch katholische und baptistische Gotteshaeuser. Die meisten Kirchengebaeude ueberstanden die Kriegsjahre dank ihrer festen Bauweise verhaeltnismaessig gut. Einige Kirchen waren bis zur Vertreibung der deutschen Bevoelkerung in Betrieb.
Das weitere Schicksal der Kirchen war tragisch. Bis zu den 90-er Jahren (im Laufe von mehr als 40 Jahren) sprach die oertliche Parteifuehrung mit Stolz vom vollstaendigen Fehlen der Kirchen mit Gottesdienst auf dem Territorium des Kaliningrader Gebietes. In dieser Zeitperiode wurden die meisten waehrend des Krieges beschaedigten oder den neuen Staedtebau stoerenden Kirchen abgerissen (ca. 80 Kirchen). Die uebrigen Kirchengebaeude wurden ueberwiegend fuer wirtschaftliche Zwecke genutzt. Es ist bemerkenswert, dass solches Verhaeltnis zu den Kirchenbauten fuer ganz sovjetisches Russland typisch war.
Erst mit dem Anfang der Perestroika begann die Situation sich zu veraendern. Als erste durfte 1985 die ehemalige Juditter Kirche - die aelteste Kirche Samlands - mit den Haenden der Glaeubigen wiederaufgebaut werden. Sie funktioniert heute als orthodoxe Heilige Nicolauskathedrale. Sehr grosse Hilfe bei der Erhaltung der halbzerstoerten Gotteshaeuser haben die deutschen wohltaetigen Fonds und ostpreussischen Landmannschaften geleistet, und sie tun das weiter. Zum Jahr 2000 konnte der allgemeine Zustand der verbliebenen 156 Kirchengebaeuden so eingeschaetzt werden:
- 29 Kirchen sind im Betrieb oder werden restauriert;
- 19 Kirchen werden als Theater, Kinos, Konzert- und Sportsaele, Kulturhaeuser, Schulen, Bibliotheken genutzt;
- 13 Kirchen wurden zu Wohnhaeuser, Werkabteilungen und Instutitionen umgebaut;
- 31 Kirchen (meistens auf dem Lande) wurden als Lagerhallen genutzt;
- 24 Kirchen stehen leer und nicht genutzt;
- von 40 Kirchen blieben nur die Ruinen der Mauern und Tuerme erhalten.
In einigen ehemaligen lutherischen Kirchen blieben alte Epitaphe (im Koenigsberger Dom, in Gwardejskoje/Muelhausen, Domnowo/Domnau, Druschba/Allenburg, Prawdinsk/Friedland, Progress/Auglitten, Wladimirowo/Tharau, Oktjabrskoje/Klein Schoenau) und teilweise Wandmalereien (in Kumatschowo/Kumehnen, Mar'ino/Arnau, Jablonewka/Lichtenhagen) erhalten.
In einzelnen Ortschaften sind anstelle der abgerissenen Kirchen noch Taufsteine zu sehen (Quednau in Koenigsberg, Tschernjachowsk/Insterburg, Lesnoje/Gr. Lenkeningken, Prawdinsk/Friedland, Pogranitschnoje/Hermsdorf, Uschakowo/Brandenburg, Russkoje/Germau, Rybnoje/Steinbeck, Chrabrowo/Powunden). Die Pfarrhaeuser hatten, so man kann sagen, mehr Glueck - die meisten von ihnen stehen noch und werden als Wohnhaeuser genutzt. Anmerkung: Fotos der Plaetze, auf denen frueher nicht erhaltene Kirchen und Pfarrhaeuser gestanden haben, werden in Beispielen dargestellt.