Bis 1945 waren auf dem Territorium Nordostpreussens etwa hundert grosse Gueter vorhanden. Ein Gut stellte in der Regel ein Gutbesitzershaus (Schloss) mit einem Park und wirtschaftlichen Bauten dar. Die Hauptfassade mit dem Haupteingang des Besitzershauses wurde auf Kuh- und Pferdestaelle gerichtet, die vor ihm den rechteckigen Platz einrahmten. An der Rueckfassade des Hauses gab es einen Vorbau mit dem zweiten Ausgang, der auf die dem Park vorliegenden Lichtung fuehrte. Zu den Wirtschaftsbauten gehoerten Kuh- und Pferdestaelle mit Heuboeden, Getreidelager, Muehlen und Hochsilos. Man muss die besondere Festigkeit der Wirtschaftsbauten (Feld- und Ziegelsteine) vermerken, die Jahrhunderte lang gebraucht werden sollten. Ein unentbehrlicher Element des Gutes waren gediegene Haeuser fuer Gutsarbeiter, die vom Gutsbesitzer etwas abseits des Gutskerns erbaut worden waren.
Nach dem Jahre 1945 herrschte unter sovjetischen Behoerden ein negatives Verhaeltnis zu den Guetern. Einige von ihnen wurden als Kolchlsverwaltungsgebaeuden und Kulturhaeuser genutzt, die meisten aber wurden baufaellig und wegen der Ziegelsteine auseinandergenommen. Wahrscheinlich ist Bledau/Sosnowka bei Cranz/Zelenogradsk - ehemaliger Besitz von Oberpraesidenten Ostperuessens, A.T.von Batocki-Friede - das einzige Gut, das seine Vorkriegsansicht behielt.
Anfang des 20. Jahrhundertes liessen sich viele vermoegenden Stadtbewohner Landhaeuser bauen. Einige von ihnen blieben erhalten.
Von Bedeutung fuer die ostpreussische Landwirtschaft waren die Domaenen. Die Vorkriegsdoerfer bestanden meistens aus einstoeckigen Haeusern unter den Ziegeldaechern. Im Zentrum des Dorfes standen runde Hochsilos. Erbaut aus Ziegelsteinen und dann zementiert, sie stehen auch jetzt dort, wo von den Wohngebaeuden keine Spur blieb.
In jedem grossen Dorf gab es eine Schule - von bescheidenen einstoeckigen aus dem Anfang des 20. Jahrhundertes bis zu den pompoesen propagandistischen Schlulen der 30er Jahren. Viele Doerfer hatten auch Molkereinen, Ziegeleien, sowie kleine Gaschaefte und Gaststaetten.